STORY «Zyt-Reis»
 
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Es war im Frühling 1971. POP, das damals wichtigste Schweizer Jugend Magazin, fragte mich an, ob ich für sie einen Song schreiben würde. In Bern gäbe es eine neue Art von Ausstellung, die „Hit-Fair“. Eine Ausstellung für Jugendliche und deren Umfeld. Der POP Grafiker Urs Furrer habe für den Eingangsbereich einen 5m hohen Wilhelm Tell, samt Walterli, aus Styropor gestaltet.
 
Wilhelm Tell: Aus Styropor vom Grafiker Urs Furrer

Bei der Eröffnung werde dieses „Denkmal“ offiziell enthüllt und dazu möchten sie von mir ein Lied, aber nicht in Englisch, sondern in Deutsch! In Deutsch? Das hat doch Schiller bereits gemacht! Ich fragte, ob es auch in Schweizer-Deutsch ginge. „Ja warum eigentlich nicht“ war die Antwort und so setzte ich mich hin und schrieb mein erstes Lied in Schweizer Mundart: „De Wilhelm Täll“. Nach der Premiere an der Hit-Fair Eröffnung spielte ich das Lied dann, neben den Englischen Songs, auch an meinen Konzerten.  Auf meine Ankündigung hin, jetzt etwas in Schweizer-Deutsch zu singen, ging ein Gelächter durch die Runde und einigte jodelten sogar.  Ich schlug vor, das Lied mal zu singen und sie könnten dann ihre Meinung mit Applaus oder Buuh’s kommentieren.
 
 

Toni singt das erste Schweizer-Deutsch Lied
 

 

Die Buh’s blieben aus und der Applaus war überraschend! Das machte mir Mut, weitere Lieder in Mundart zu schreiben. Ich zog zu dieser Zeit gerade in ein Bauernhaus auf dem Land und die Themen lagen auf der Hand. Bald hatte ich eine ganze Anzahl neuer Lieder beisammen und stellte diese meinem Produzenten Gusti Villiger vor.  Der meinte ich solle doch noch mehr davon schreiben, so dass die Auswahl grösser sei und das ganze noch reifen könne, denn zuerst wollten wir ja doch mein erstes Solo-Album „Information“ (1971) veröffentlichen, das schon so gut wie auf dem Tisch lag. Dieses war noch in Englisch.
 
Toni auf dem Traktörli
 
Zur gleichen Zeit bekam ich im Schweizer Fernsehen einen Job als Redaktor Unterhaltung. Dort erzählte man mir, es gäbe noch andere Leute, die auch in Mundart singen würden. Ob ich die nicht kenne? Von einem gewissen Mani Matter war die Rede. Mani Matter? Nie gehört! Man spielte mir ein zwei Lieder vor. Die Texte gefielen mir zwar sehr aber musikalisch war das nicht so mein Ding. Mein Hintergrund war geprägt von Vorbildern wie Bob Dylan, Donovan, John Lennon und Neal Young.  Ich hätte aber Mani Matter trotzdem gerne persönlich kennen gelernt aber leider hatte ein Autounfall seinem Leben ein frühzeitiges Ende bereitet. Seine Kollegen haben mir später erzählt, dass er sich sehr für meine Sachen interessiert hätte und es toll fand, dass auch Leute mit anderen Dialekten neue Lieder in Mundart schreiben würden.
 
         Toni beim Schweizer Fernsehen